Im Juli kam Andreas Herden als Managing Director Germany zu nLighten und brachte jahrzehntelange Erfahrung in der Rechenzentrumsbranche mit. Angesichts der rasanten Entwicklung der KI-Landschaft konzentriert sich Andreas darauf, die regionale Edge-Plattform von nLighten zu stärken, um den Anforderungen von KI-Inferenz, Nachhaltigkeit und Datenhoheit gerecht zu werden.
Wir haben uns mit Andreas zusammengesetzt, um zu erörtern, warum Edge für KI-fähige Infrastrukturen nicht mehr optional, sondern unverzichtbar ist.
Sie sind zu einem spannenden Zeitpunkt für das Unternehmen und die Branche zu nLighten gekommen. Was beschäftigt Sie derzeit am meisten?
Andreas Herden: Absolut – es ist ein entscheidender Moment. KI verändert jeden Aspekt der digitalen Infrastruktur, und für mich liegt der unmittelbare Fokus darauf, wie KI-Inferenz die Erwartungen und Anforderungen an Rechenzentren verändert. Das Training von KI-Modellen wird aufgrund des enormen Rechenbedarfs und des Zugangs zu reichlich vorhandener Energie wahrscheinlich in Hyperscale-Umgebungen bleiben. Aber die Inferenz – die Phase, in der KI-Modelle tatsächlich mit der realen Welt interagieren – erfordert etwas völlig anderes: Nähe, Zuverlässigkeit und Compliance.
Wir bei nLighten betrachten diesen Wandel nicht nur als Trend, sondern als grundlegende Veränderung in der Art und Weise, wie digitale Infrastruktur aufgebaut und betrieben werden muss. Wir positionieren uns, um diesen Bedarf zu decken, indem wir ein dichtes, regional verteiltes Netzwerk von Edge-Rechenzentren in ganz Europa aufbauen.
Was macht Edge-Rechenzentren für die KI-Inferenz so wichtig?
Andreas Herden: Inferenz-Workloads sind latenzempfindlich und müssen oft nahezu in Echtzeit erfolgen. Ob es sich um autonome Fahrzeuge handelt, die Entscheidungen in Sekundenbruchteilen treffen, oder um Industriemaschinen, die sich in einer Fabrik an neue Eingaben anpassen – je näher die Verarbeitung an der Datenquelle erfolgt, desto besser.
Hinzu kommt die zunehmende Bedeutung der Datenhoheit. Vorschriften wie die DSGVO und branchenspezifische Regeln machen deutlich, dass viele Unternehmen sensible Daten nicht zur Verarbeitung ins Ausland senden dürfen. Durch die lokale Verarbeitung von Daten verbessern Edge-Rechenzentren nicht nur die Leistung, sondern stellen auch sicher, dass Unternehmen nationale und regionale Vorschriften einhalten.
Der Edge bietet also drei wesentliche Vorteile: geringere Latenz, höhere Verfügbarkeit und bessere Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Dabei handelt es sich nicht um technische Präferenzen, sondern um strategische Notwendigkeiten.
Was bedeutet das für Unternehmenskunden in Deutschland und Europa?
Andreas Herden: Es bedeutet, dass sie ihre Infrastrukturstrategien weiterentwickeln müssen. Traditionell waren viele Unternehmen mit zentralisierten Rechenzentren an wenigen wichtigen Standorten zufrieden. Mit dem Aufkommen von KI, IoT und Echtzeitanalysen reicht das jedoch nicht mehr aus.
Bei nLighten verfolgen wir einen hyperlokalen Ansatz. Unser Ziel ist es, jede wichtige Industrieregion innerhalb einer Autostunde zu erreichen. Das bedeutet, dass wir nicht nur einen Zugang mit geringer Latenz bieten, sondern auch engere operative Beziehungen und Support für unsere Kunden ermöglichen.
Dies ist besonders wichtig in Deutschland, wo viele unserer Kunden in hochspezialisierten, regulierten Branchen tätig sind. Sie brauchen Infrastrukturpartner, die nicht nur die technischen Anforderungen verstehen, sondern auch den lokalen Kontext kennen. Genau das bieten wir.
Wie bringt nLighten diese regionale Strategie mit Nachhaltigkeit in Einklang?
Andreas Herden: Nachhaltigkeit ist ein zentraler Pfeiler unseres Ansatzes – und die regionale Infrastruktur ist dabei ein wichtiger Faktor. Kleinere, verteilte Standorte ermöglichen uns eine engere Integration in lokale Gemeinschaften und Energiesysteme.
Nehmen Sie zum Beispiel unser Rechenzentrum in Eschborn. Wir leiten überschüssige Wärme aus dem Rechenzentrum in ein nahe gelegenes Schwimmbad und schaffen so einen Energiekreislauf, von dem die Gemeinde profitiert. Eine solche Lösung ist nicht nur ein nettes Extra, sondern ein Indikator dafür, wie die Zukunft der Infrastruktur aussehen sollte: effizient, eingebettet und für alle von Vorteil.
Auch aus baulicher Sicht verfolgen wir eine hybride Strategie. Wir modernisieren bestehende Gebäude, wo es sinnvoll ist, bauen neue Standorte, wo es nötig ist, und verwenden vorgefertigte modulare Designs, um die Bereitstellung zu beschleunigen. Das gibt uns Flexibilität und Skalierbarkeit, ohne dass wir dabei auf Nachhaltigkeit oder Ausfallsicherheit verzichten müssen.
Was ist also das Fazit – warum sollten sich Unternehmen gerade jetzt für Edge-Rechenzentren interessieren?
Andreas Herden: Weil dies kein Nebenthema mehr ist. Wenn Sie ernsthaft daran interessiert sind, KI einzusetzen, das Kundenerlebnis zu verbessern und in einem sich schnell verändernden regulatorischen Umfeld konform zu bleiben, müssen Sie Daten näher an ihrem Entstehungsort verarbeiten.
Edge-Rechenzentren sind die infrastrukturelle Grundlage für all das. Bei nLighten betreiben wir bereits 34 Standorte in sieben Ländern, davon allein 10 in Deutschland. Damit sind wir schon heute bereit, Unternehmen zu unterstützen, die auch morgen vorne sein wollen.
Edge ist kein Add-on. Es ist die Grundlage für die nächste Welle der digitalen Transformation.